Meine 15 Stunden davor …
Puh, wo fang ich an und warum? Nur für den Kick, für den Augenblick? 🙂 Das fühlt sich wie ein Seelenstriptease vor meinem ersten Ultra an.
T-0 – es sind 15 Stunden bis zu meinem ersten Ultra Trail Run, und seit etwa einer Woche steigt die Anspannung ins Unermessliche. Momentan habe ich die Hosen gestrichen voll.
Alles fing mal mit Laufschuhen, kurzen Distanzen und dem Wunsch nach einem aktiveren Leben an. Irgendwann bin ich bei WEITER, SCHNELLER, HÖHER angekommen und suche mir immer neue Herausforderungen …
Erst letzten September lief ich meinen ersten offiziellen Halbmarathon und direkt eine Woche später meinen ersten Marathon, der dann doch einige Kilometer mehr als die offiziellen 42,195 km bereit hielt.
Und dann plötzlich kam die Frage auf – WARUM nicht einfach mal einen Ultra laufen???
Die Anmeldung ist genauso einfach wie bei einem kleinen Lauf. Die Vorbereitung ist da schon etwas anderes. Die Trainings in der Vorbereitung kannst du planen, mit Disziplin bekommst du es auch in den Alltag, neben Job und Co, integriert. Doch dann kommt die UNBEKANNTE X, auch ABENTEUER LEBEN genannt. Die kann man einfach nicht kalkulieren, und so war es eben auch diesmal bei meiner Vorbereitung für den Ultra. Durch ständige Erkrankungen bin ich in den letzten 6 Monaten vom Umfang her nicht ansatzweise in die Nähe dessen gekommen, was ein Ultra Run grundsätzlich an langen Läufen und Trainingsvolumen benötigt. Ich muss somit sagen, ich finde selbst: „Ich bin nicht wirklich vorbereitet.“ Was ich dennoch trainiert habe, ist: Laufen mit guter Laune, mit schlechter Laune, bei Sonne, Regen, Wind, mit Handy, ohne Handy, mit leerem Akku, mit schlechter Musik – weil du es einfach nicht fühlst, mit Ausrüstung, ohne Ausrüstung, mit falschen Laufklamotten, etc. – da war einfach alles dabei. Wiederum ist das allein nicht alles – Profis sagen, trainiere das Essen beim Laufen, trainiere mit Stöcken, usw. – ähhhh, habe ich immer noch nicht gemacht. Was soll’s.
Dazu kommt der frühe Start um 07:00 Uhr, also eine kurze Nacht, und ein Zeitpunkt, an dem mein Körper ohne 3 Liter Kaffee nicht mal unter normalen Umständen überlebensfähig ist.
Zwischendurch habe ich sogar ernsthaft die Absage beim Veranstalter in Erwägung gezogen und erfahren, dass diese Veranstaltung wahrscheinlich das letzte Mal stattfindet. Der Gedanke, abzusagen und somit aufzugeben, war wirklich schwer für mich. Wer mich kennt oder schon länger begleitet, weiß, dass das auch absolut nicht meins ist. Und somit bin ich wieder beim Part: Ich will ihn einfach laufen.
Wer sagt eigentlich immer, dass man nur antreten sollte, wenn man ins Ziel kommt? Eigentlich nur man selbst, oder?! Irgendwie setzt man sich ab einem gewissen Punkt selbst ziemlich unter Druck. Es ist der eigene Anspruch, die Angst zu versagen, das fehlende Selbstvertrauen – plötzlich schwindet der Mut und schon hast du das Gefühl, in deinen eigenen Zweifeln zu ersticken … STOP.
Ich werde starten und mich treiben lassen … rauf auf den Berg oder wohin auch immer …
FLASHBACK … ich erinnere mich an die 7 Phasen des Marathons – puhhh, da war auch ordentlich MIMIMI dabei. Beim Ultra spricht man von nur 5 Phasen. Wobei man nicht alle durchlaufen muss. Naja, ich bin gespannt. Einer der unvergesslichsten Momente war mein erstes RUNNER’S HIGH beim Marathon. Ein unbeschreibliches Gefühl, sag ich euch. Noch immer finde ich für diesen Rauschzustand nicht die richtigen Worte. Aber ich will es definitiv wieder spüren – ich bin süchtig danach. Wie lange kann das RUNNER’S HIGH eigentlich dauern? Trägt es mich diesmal auch auf Wolken ins Ziel? Fragen über Fragen, und ich finde keine wirklichen Antworten.
Ich habe mir extra 2 Tage frei genommen, um zu schlafen, runterzukommen und gefühlt 24/7 Kohlenhydrate in mich zu stopfen. Die Speicher werden also voll sein, und ich chille weiter im Tapering-Modus vor mich hin. Mein Kopf ist die Strecke dabei schon mindestens 1000 Mal gelaufen und läuft sie aktuell immer und immer weiter …
Was nehme ich eigentlich mit? Klar, es gibt Pflichtsachen, die müssen mit! Aber was brauche ich noch und vor allem wieviel? Es ist wie das leidige Thema Kofferpacken vor dem Urlaub. Man legt alles zurecht, zack, Koffer zu klein. Also aussortieren, was bleibt doch zuhause. Und dann im Urlaub brauchst du genau das Teil, das du zurück in den Schrank gepackt hast – MY LIFE! Auch diesen Gedanken habe ich gerade, wenn ich versuche, alles in meiner Laufweste zu verstauen. Mit den richtigen Laufklamotten geht es weiter; man sollte schon für unterschiedliche Wetterbedingungen ausgestattet sein – okay, das ist noch fast kalkulierbar bei der aktuellen Prognose. Aber grundsätzlich fängt es ja schon mit der richtigen Unterwäsche an … was bei längeren Laufstrecken sonst zu ernsthaften Schmerzen führen kann. Ihr wisst sicher, was ich meine, aber Schweiß und Reibung aufgrund falscher Klamotten sind echt nicht geil und braucht bei all den anderen Herausforderungen niemand zusätzlich bei einem Ultra.
Mitten in diesem chaotischen Gedankenpopcorn sind es Menschen wie Rudinho, die spüren, was gerade los ist, und es kommt ein unerwarteter Anruf. Es folgen Worte voller Stärke und Zuversicht, und der ein oder andere Zweifel verblasst, und man schaut zuversichtlicher nach vorn. Es sind Worte, die ich mir sehr zu Herzen nehme und die mich begleiten werden.
Ich stelle mich dieser persönlichen HERAUSFORDERUNG und starte morgen um 07:00 Uhr beim 10. Fichtelbergultra.
Wenn man einen Marathon überlebt hat, sind die anstehenden 55 km jetzt nicht wirklich unmöglich. Aber berücksichtigt man die 1600 Höhenmeter on top und das absolute Zeitlimit von 8 Stunden, dann könnte das Mögliche vielleicht doch unmöglich werden …
Wir hören uns wieder …
Eure Silke #Maschinchen NTL-FIT ATHLETE
Ein sehr starker Post liebes Maschinchen. Ich freue mich auf deine Rückkehr und deinen Erlebnissen und du packst das. Und denk dran… Es ist niemals zu spät, nochmal anzusetzen, nochmal tief Luft holen, noch mal einen KM dranzuhängen, noch mal alle Emotionen in einer Achterbahnfahrt der Gefühle zu erleben, die dich dann am Ende doch unter diesen 8 Stunden ins Ziel bringen werden. Einen Schritt nach dem anderen, finde dein Tempo und deinen Flow. Alles andere wird ausgeblendet. Lets GO!